Als ich ein kleiner vierjähriger Junge war, hatte ich große Verlustängste. Ich bin ein Scheidungskind und dies war damals (vermutlich) der Auslöser für diese Angst. Ich brach in größter Emotion aus, wenn meine Mutter mich in den Kindergarten brachte und mich wenn auch nur „kurzfristig“ verlies.  Als ich dann mit dem Skispringen begann, fand ich darin intuitiv einen Weg meiner Angst, wenn auch einer anderen, zu begegnen und sie ein stückweit zu kontrollieren. Auf spielerische Art und Weise die Gefahr, die Geschwindigkeit und die Höhe zu erfahren war ein Schlüsselerlebnis, welches ich ja heute erst wirklich verstehe. Ich hatte Mut bewiesen, mir selbst gegenüber. Dieses Empfinden hat sich nachhaltig in meine Seele gesetzt. Ich bin kein ängstlicher Mensch geworden. Doch welchen Wert, Mut für mich wirklich hat, und was er bedeutet. Ist mir erst heute wirklich bewusst.   

Viele Jahre habe ich mir über meine Ängste keine großen Gedanken gemacht. Oder besser gesagt, ich habe sie nicht als das Empfunden. Auch habe ich den Mut oftmals nicht tatsächlich gespürt  oder gehabt, zumindest nicht so wie es mittlerweile der Fall ist. Als Steffi starb, war einer meiner ersten Gedanken „Okay, was soll da noch schlimmeres passieren?“ Und daraus habe ich so viel Mut geschöpft. Ich erinnere mich an diese Momente im Krankenhaus und die letzten Gespräche mit Steffi. Das sind so tiefgreifende, mystische Momente. Ich konnte nur den Augenblick betrachten und bei all dem Schmerz, hatte ich den Mut mich voll und ganz der Situation hinzugeben. Dem Leben und dem Tod. Da Offenbart sich schlagartig so vieles, wenn einem der Tod als Lehrmeister die Kostbarkeit des Lebens aufzeigt. Das hat mich nachhaltig verändert. Ein Sprung ins Ungewisse, wie beim Skispringen wenn man über den Schanzentisch fährt. Dann kommt das Adrenalin, die Angst, sie darf sein. Beim Skispringen kannst du auf deine Technik vertrauen und sie deiner Angst entgegnen. Und wenn einem das Leben solche Schicksalsschläge unterbreitet, solltest du auf deine innersten Werte vertrauen können. Konnte ich, ich habe sie erst richtig kennen gelernt. Es gab viele Situationen in denen ich Rückblickend denke „Wie habe ich das nur geschafft?“. Diese Frage ist wichtig. Denn die Antwort darauf lautet „Ich hatte und habe den Mut, zu akzeptieren was ist und mich mit Hingabe dem Leben in seiner Vollkommenheit geöffnet und auf mich vertraut“. Das spielt in so vielen wesentlichen Lebenssituationen eine Rolle wie ich finde. Es ist essenziel. Und ich darf mich immer wieder daran erinnern, wie ich an Steffis Bett saß und das Leben tatsächlich besser zu verstehen begann. Welcher tiefere Sinn in unserer, in meiner Existenz steckt. Wie wichtig es ist seinem inneren Ruf zu folgen und möglichst vollendet zu Leben. Dann schieb ich meine Selbstzweifel und Ängste beiseite, und schau all meinen Gefühlen und dem Leben mutig entgegen. Immer wieder aufs Neue

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