Es ist 9 Uhr morgens, draußen hören wir das Meer rauschen. Wir schlafen gerade immer lang. Nicht zuletzt, weil Phileas auch spät ins Bett geht. Es ist ein anderer Rhythmus, der sich eingestellt hat auf Reisen. Raus aus dem üblichen „Hamsterrad“ aus Arbeit, Kindergarten, Haushalt und was man halt so zu erledigen hat, rein in eine andere Struktur. Bestehend aus Fahren, Stellplatz suchen, Wasser und Stromversorgung checken, Umgebung erkunden, Einkaufen, Spielen, fremde Orte und Menschen kennen lernen, Spanisch lernen, ins Meer springen und dann wieder weiterfahren. Das Reisen wird gerade zu unserem Alltag. Umgeben von so viel Schönheit und wenn wir wollen bleiben wir halt einfach einen Tag länger. Spielplatz des Lebens.

Die warmen Temperaturen genießen, während in Deutschland der graue Herbst Einzug hält. Am Meer einschlafen und aufwachen. Jeden Tag neues entdecken. Das ist mein/unser Luxus. Klingt traumhaft, und nach wahrer Freiheit. Ist es wohl auch tatsächlich. Aber das hat wie alles seinen Preis.

Allein zu sein mit Phileas, das fordert. Kenne ich ja bereits gut, seit dem Tod von Steffi. Es war die neue Realität. Heute ist dieses „allein sein“ auf Reisen, selbstgewählt. Denn in den letzten Monaten vor Abreise kam Liv in mein, in unser Leben. Das hat einiges verändert – zum Positiven. Ein neues zu dritt sein. Kein Ersatz, sondern eine neue Kostbarkeit. Ein Geschenk. So hat das allein sein nun eine neue Qualität.

Die Trauer um Steffi darf gerade mal wieder mehr Raum bekommen, hier auf Reisen. Erinnerungen an die letzten gemeinsamen Zeiten in Spanien 2019, wo unter anderem der Gedanke zukünftig mit Camper unterwegs zu sein entstanden ist. Gepaart mit unerklärlichen tiefen Momenten in Verbindung zu dem, was ist, wie es ist. Mit jedem weiteren durchleben von Schmerz, kann man wieder ein Stückchen loslassen. Ich erwarte keine gänzliche Heilung, denke das gibt es da nicht. Die Trauer ist in jedem von uns. Die vergessene Schwester der Freude. Über die Freude da spricht man gern sie ist uns allen wohlbekannt. Man läuft ihr gar hinterher. Doch der Trauer, der schaut man nicht gerne ins Gesicht. Jedoch verbirgt sich in diesem mutigen Blick viel Erkenntnis über die Freude. Es braucht beide. So finde ich in einigen tieftraurigen Situationen auch immer wieder viel Gutes. Dann wiederum nicht, auch okay. Es ist meine Trauer.

 

Daneben ist aber auch die Trauer von Phileas, welche ich begleiten darf. Eine ganz besondere Aufgabe. Welche mich immer wieder fordert und auch mal überfordert. Doch wir finden unseren Weg immer wieder. Das Wichtigste ist wohl einfach ehrlich, aufmerksam und offen gegenüber dem Kind zu sein. Und egal was man tut am Ende bleibt einfach der Punkt „Fuck, der kleine Junge hat seine Mutter verloren“. Da bleibt für immer ein enormer innerlicher Bruch. Die Energie der leiblichen Mutter fehlt und wohnt zugleich in ihm. Und die schwierigsten Momente sind dann oftmals ganz einfache Alltägliche in denen Schlichtweg der andere Part, die Mama fehlt. Diese weibliche Person. Das kann ich ihm nicht geben. Inzwischen ist dies durch Liv ein Stückweit für ihn zurückgekehrt. Kein Ersatz, das gibt es nicht. Doch die Energie einer weiblichen Bezugsperson, die gibt es. Ein Kind braucht einfach die Liebe zweier sich liebenden Menschen. Liebe ist immer die Antwort. Wir gehen schlafen und hören das Rauschen des Meeres. 

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