Als ich das letzte Mal physisch bei meiner Frau im Krankenhaus war, bin ich beim Gehen noch in den Kiosk des Krankenhauses. Ich wollte Phileas noch irgendetwas mitbringen. Das „letzte“ Geschenk von seiner Mama sozusagen. In den Regalen der Kinderecke stand nicht wirklich viel, aber das meiste war meines Erachtens nach entweder zu kitschig oder Plastikschrott. Doch ein Kuscheltier fiel mir direkt auf. Ich wusste jedoch gar nicht genau was es darstellen soll. Ein Bär, ein Fuchs oder ein Waschbär? Egal, irgendwie fand ich es passend und nahm ihn mit. Es waren zu dem Zeitpunkt drei Tage vergangen nach dem Steffi zusammenbrach und seither nur mehr künstlich am Leben gehalten wurde. Es war klar dass sie morgen nach der letzten abschließenden Untersuchung final ins Jenseits gehen darf und ich heute Phileas endgültig und ganz konkret sagen werde das seine Mama stirbt bzw. Tod ist. Vor dem Gespräch hatte ich großen Respekt, aber keine Angst. Schließlich war ich in einem Zustand der Ohnmacht, spürte alles und nichts zur selben Zeit. Normalerweise reagiert unser Verstand auf Situationen in der Gegenwart mit unseren Erfahrungen aus der Vergangenheit. Man analysiert und entscheidet das möglichst Beste für die Zukunft. Doch das funktioniert in diesem Fall nicht wirklich. Intuitiv habe ich dann mehr mit dem Herzen, mit meinem inneren und weniger mit meinem Verstand gehandelt. Mehr agiert als reagiert. Leute sagen einem „Da funktioniert man eben nur noch“ oder „Du musst jetzt stark sein, du musst dich ja auch noch um dein Kind kümmern“. Alles gut gemeinte Ratschläge, und ein Stückweit stimmt das natürlich auch. Doch eigentlich sind es nur Floskeln. Ich habe gespürt dass sich das alles nach mehr anfühlt als „nur funktionieren“. Es war absolutes Bewusstsein, das durch den Schock durch dieses traumatische Erlebnis ausgelöst wurde. Ich war schon immer ein spiritueller Mensch und das hat mich in diesem Schicksalsschlag neben all der wunderbaren Unterstützung von Familie und Freunden auch gerettet. In den Schriften spiritueller Lehrer wie z.B. Osho, Laotse oder Buddha fand ich Antworten für das was ich erlebt habe, und das hat meine Spiritualität wachsen lassen. Der Schlüssel für dieses Wachstum und für den Umgang der Trauer, war die Akzeptanz der Ohnmacht, des Todes.
Dann kam der Moment als ich Phileas mit absoluter Offenheit sagen musste das seine Mama Tod ist, sie ihn unendlich liebt und immer bei ihm sein wird. Auch wenn wir sie im hier und jetzt nicht mehr sehen können. Da gab ich ihm das Kuscheltier und er sagte „Oh, ein Fuchsbär“. Da erkannte ich seine Akzeptanz. Seine kindliche, neutrale und spielerische Art diesem großen Schmerz zu begegnen. Welchen er gewiss noch nicht ganz begreifen konnte. Das schützt Kinder auch ein wenig vor dem ganz großen Leid. Sie sind noch näher am Licht, am Herzen, in ihrem inneren. Der Verstand und das damit einhergehende Verstehen entwickelt sich erst. Doch denke ich verstehen sie mehr als wir oftmals meinen, Wie sagt man so schön, „sie haben noch andere Antennen“. Richtig, nämlich die zu sich selbst und zum Universum. Der „Fuchsbär“ – ein Synonym für die Betrachtung und das Empfinden von Leben und Tod.